Schatten und Licht- das besondere der Kar- und Ostertage

Spiritualität und der Glaube (oder auch Nicht-Glaube) sind etwas sehr persönliches. Daher soll sich an dieser Stelle auch niemand Gedanken machen, ich würde mich mit diesem Blog-Beitrag als Missionar versuchen. Vielmehr soll dieser Beitrag auch die Menschen ansprechen, die sich nicht (oder nicht mehr) im christlichen Glauben beheimatet fühlen.

Ganz losgelöst von der eigenen Religion, freuen sich die meisten zunächst mal auf ein verlängertes Wochenende. Der freie Freitag und freie Montag sorgen dafür, dass sich die Freizeit des Wochenendes verdoppelt. Ausgenommen sind natürlich alle, die trotzdem aus unterschiedlichen Gründen beruflich aktiv sein müssen.

Na ja, und bei nicht wenigen wird die vermeintlich freie Zeit auch durch eine sehr stringente Feiertags-Organisation aufgesogen. Egal ob Osterfeuer in der Dorfgemeinde, umfassenden Vorbereitungen oder diversen Familientreffen- nur selten kann die arbeitsfreie Zeit auch wirklich als freie Zeit genutzt werden. Und die Hektik, die im allgemeinen vor großen Feiertagen aufkommt, lässt deren Sinn oder Bedeutung viel zu oft in den Hintergrund geraten. Ich bekomme gerade eine Gänsehaut, wenn ich an eine Radiosendung denke, wo junge Menschen nach Ostern und dessen Bedeutung befragt wurden. Sicherlich darf nicht erwartet werden, dass wir alle bibelfest sind - aber wenn ein 16jähriger sagt, es ist der Geburtstag des Osterhasen, schmerzt es schon irgendwie.

Dabei ist es gerade bei dieser Konstellation der christlichen Kar- und Ostertage gut, genauer hinzuschauen und eine ganz wichtige Botschaft für unser Leben abzuleiten:

Quasi auf kalendarisch engstem Raum, treffen Hoffnungslosigkeit und Niedergeschlagenheit auf neue Hoffnung und Zuversicht. Losgelöst von der Bedeutung dieser Feiertage für mich als Christ, bietet eine genauere Betrachtung für viele Menschen etwas... 


... indem wir uns vor Augen führen und bewusst machen, dass triste und dunkle Tage jederzeit auch in unser Leben treten können. Dass wir in Situationen geraten können, wo es kaum einen Ausweg zu geben scheint, sich alles gegen uns verschworen hat und nichts mehr so ist, wie es war. Wer sich in solchen Situationen nach Hilfe umschaut, gerät nicht selten an "Motivationskünstler", die sehr schnell dabei sind, alles Schlechte umzudeuten. Mit fast brachialer Gewalt wird ohrfeigengleich jede Träne weggefegt und gebetsmühlenartig darauf verwiesen, dass letztlich alles gut ist (irgendwie jedenfalls). Wird dem eigentlichen Problem dann nur wenig Raum geschenkt, finden sich Betroffene schnell im Hopsasa-Modus wieder, wo sie kurzerhand auf die "Wird-schon-Welle" gesetzt werden. Nur wirkliche Besserung bringt das nur selten!

Viel eher bringt es den Betroffenen zur schon gegebenen Traurigkeit oder Wut, jetzt auch noch ein schlechtes Gewissen. Weil sie sich (vermeintlich!) doch so haben gehen lassen und alles viel zu schwarz gesehen haben. Ich möchte es hier aber direkt und deutlich auf den Punkt zu bringen:
Wenn etwas beschissen ist, darf es auch beschissen sein! Und es steht jedem frei, Tristesse zu spüren und daraus entstehende Wut oder Traurigkeit zu erleben. Ich empfinde es jedenfalls höchstbedenklich, wenn sich Berater, Seelsorger oder wie immer man derartige Personen hier nennen soll, über die Emotionen und Empfindungen anderer hinweg setzen.

Wichtig ist es aber, dass wir nicht endlos in der Wut oder Traurigkeit verbleiben! Diesen negativen Gefühlen einen Raum zu geben, sie auch bei dem Schmerz und der Belastung die sie mitbringen, zulassen, ist das eine. Wichtig ist es aber dann, sich wieder zu motivieren und aufzuraffen um nach Lösungen zu suchen. Die Lösungen, die uns helfen eine Besserung der Lage zu erreichen, in der wir uns gerade befinden. Damit wir aktiv werden können, unsere persönliche Betroffenheit zu minimieren, wieder Hoffnung schöpfen und uns aufmachen, aus dem Tal der Tränen zu wandern.

Diese Tage können ein gutes Beispiel sein, dass es sich lohnt, sich auf den Weg zu machen, aufzustehen und raus aus dem Tal zu marschieren, weil nach Dunkelheit stets wieder Licht zu finden ist. Traurigkeit und Hoffnung liegen hier mit Karfreitag und den Ostertagen dicht beieinander. Liegt an dem einen Tag alles am Boden, wofür gekämpft und gearbeitet wurde... wird schließlich am Ende doch alles besser (im besten Falle sogar richtig gut).

Wenn es uns also - ich werde mal wieder umgangssprachlich - richtig derbe erwischt, dürfen wir sauer, verletzt oder enttäuscht sein. Nur sollten wir nie vergessen, dass es anders werden kann - und dass wir oftmals viel mehr zu einer positiven Veränderung beitragen können, als wir vermuten.

In diesem Sinne wünsche ich allen, losgelöst von Konfession, Weltanschauung oder gelebter Spiritualität, ganz wunderbare Feiertage... und stets die Zuversicht, dass auf dunkle Tage wieder helle folgen mögen!

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Kommentare: 1
  • #1

    Sandra Liane Braun (Freitag, 14 April 2017 23:05)

    Lieber Frank,
    da sind viele Gedanken drin, die ich mit dir teile. Und wie schön, dass unsere Oster-Blogs inhaltlich so nah beieinander liegen.

    Ich musste gestern meine Freundin auf ihrem letzten Weg begleiten. Ich bin verdammt noch mal richtig wütend, dass ich, und erst recht, dass ihre Kinder und ihr Mann sie verloren haben. Trauer ist ein sehr wichtiger Prozess - in all ihren Phasen. Und dennoch, was mich in diesen Tagen trägt, ist eine große Dankbarkeit. Sie hat mich in ihrem Leben als Mensch reich beschenkt und ich trage sie mit wundervollen Erinnerungen und Liebe im Herzen.

    Alles Liebe,
    Sandra